Projekt 1710

1960 schlugen die Marinearchitekten B.F. Dronov und I.M. Brodenkov vor, ein bestehendes U-Boot als Labor zu verwenden.

Alle notwendigen Daten beim Verwenden unterschiedlicher Antriebsvariationen und verschiedene Möglichkeiten der Senkung des Reibungswiderstandes wären damit messbar. 1962 wurde das Projekt genehmigt und die wissenschaftlichen Akademien und Instituten unterstützte die Entwicklung.

Vor dem eigentlichen Bau des U-Boots wurde ein großer schwimmender Versuchsträger, der Tunfisch, gebaut. Mit ihm sollten verschiedene Mittel untersucht werden die Strömungsgrenzschicht zu beeinflussen. Untersucht wurde die Verwendung des Sogs um laminaren Fluss aufrecht zu erhalten, Vergasung und Ausstoß von hochmolekularem Kunststoff Lösungen (Polymeren). Die Grenzschichtsteuertechnik 1710 sollte auf den Resultaten dieser Experimente basieren.

Das Modell, dass eine stabilisierte Geschwindigkeit von ungefähr 60 Knoten hatte, wurde bei Skb-143 entworfen und 1970 in der Versuchsanlage der Sibirischen Abteilung der UDSSR Akademie der Wissenschaft gebaut. Die Versuche wurden von 1971 bis 1974 in einer speziellen Versuchsanlage des UDSSR Akustischen Instituts in der Gegend von Sukhumi durchgeführt. Maßstäbliche Versuche einiger Varianten des Modells (geometrisch ähnlich der Form der Makrele) zeigten, dass es möglich ist die Grenzschicht mittels Polymeren zu beeinflussen. Der Tunfisch wurde in 300m freigelassen und begann seinen Aufstieg. Die Polymervariante des Modells zeigte eine Abnahme des Gesamtwiderstandes von 30% – 40%, und gleichzeitig eine Zunahme der Aufstiegsgeschwindigkeit von 12% – 18%.

Im Forschungsinstitut-Schiffsbautechnik Krylov wurden spezielle Tests mit dem 40m langen vorbildlichen Modell (Nadel) im Schleppkanal durchgeführt. Jene Tests zeigten eine beständige Reibungsverringerung durch Polymer-Einspritzung mit hohen Reynolds Werten. Diese Organisation stellte die Vorbedingungen für eine systematische Annäherung her, und setzte die Grundlage für einen wissenschaftlich-technischen Entwicklungsprozess: Labor und Designforschung, dann großräumige Modelle, dann das Labor-U-Boot (Makrele) und zum Schluss das Kampfunterseeboot.

Das technische Design von Projekt 1710 wurde 1975 entwickelt. Obgleich Projekt 1710 ein experimentelles Unterseeboot ist, waren die Form und die Hauptmaßverhältnisse die, die für die Entwicklung der Unterseeboote Projekt 696 und Projekt 705 Lira verwendet wurden. Das Projekt 705, NATO Code Alfa, war eins der schnellsten Hochgeschwindigkeits-Unterseeboote.

Die Leningrad Admiralty Werft fing 1985 mit dem Aufbau von Projekt 1710 an. Nach zwei Jahren wurde das fertige Unterseeboot an die wissenschaftliche Forschungsbasis in Sevastopol überstellt.

Die geplante Rumpfform war ein Rotationskörper, kein paralleles Mittelteil und mit einem Verhältnis Länge zu Breite von ungefähr 1:7. Solch eine Rumpfform sicherte den Erfolg der optimalen Antriebseigenschaften bei minimalem Formwiderstand. Ein doppelter Rumpf wurde gewählt damit die äußeren Linien optimiert werden konnten. Der eigentliche Druckkörper wurde als einfacher Zylinder ausgelegt, groß genug um die speziellen Systeme im Innenraum zu platzieren und um positiver Auftrieb sicherzustellen. Die doppelte Rumpfkonfiguration ermöglichte auch die Positionsänderung des Propellers und der Polymer-Ring-Schlitzejektoren. Auch die Veränderung der Form und das Material der Sonarverkleidung waren somit möglich. Die Ausgangsplazierung der wissenschaftlichen Forschungsausrüstung, die auf Berechnungen basiert hatte, wurde später geändert.

Das Boot wurde mit einem geräuscharmen Siebenblatt-Propeller ausgerüstet, mit dem eine Höchstgeschwindigkeit von 25 Knoten zu erreichen war. Die Unterwassergeschwindigkeit und die hohen Steuer- und Manövriereigenschaften der Makrele wurden während der Testfahrten bestätigt.

Das experimentelle U-Boot Projekt 1710 ist ein einzigartiges wissenschaftliches Schiff. Vergleichbar wäre nur die USS Albacore (AGSS-569) der U.S. Navy die 1953 zur hydrodynamischen Forschung gebaut wurde. Versuche mit Polymer-Lösungen an Bord der USS Albacore führten nicht zum Gebrauch in der Flotte.

Die Makrele erlaubte Forschung im hydrodynamischen und akustischem Bereich auf einem neuen qualitativ hohem Niveau, und brachte den Erfolg und Wissen, das nicht vorhanden war als die Albacore noch in Betrieb war. Gleichzeitig deutet es auf das extrem große Potenzial von Projekt 1710 hin, wenn man bedenkt dass man mit der Albacore nahezu 20 Jahre (bis 1973) Forschung auf diesem Gebiet betrieben hat.

Die besonderen Eigenschaften sind das System für die Anlieferung der Polymer-Lösung zur Grenzschicht und die große Anzahl der wissenschaftlichen Forschungsausrüstung an Bord. Das System überwacht die Wirksamkeit der Polymer-Lösung auf die Reduzierung des Unterwasserwiderstandes und den Geräuschpegel der Strömung mit der hydroakustischen Anlage unter normalen Bedingungen. Wird das System aktiviert, fließt Meerwasser und Polymer-Paste zum Mischer. Die gemischte Polymer-Lösung wird dann in einen Zwischentank gespeichert, von dem aus sie über ein Rohrsystem zu den Auslässen an Rumpf, Turm, Stabilisatoren und Propeller geleitet wird.

1987, nachdem die Versuche durchgeführt waren, wurde Projekt 1710 an die Marine geliefert, und man begann mit Tests auf der Balaklava Strecke im Schwarzen Meer. Das Programm wurde erfolgreich weitergeführt bis die Sowjetunion zusammenbrach. Die systematischen Tests der neuen akustischen Systeme und der Technologie an Bord eines Labor-U-Boots in Originalgröße hat eine starke Reduzierung der Versuche an Bord der Kampf-U-Boote ermöglicht. Sie brachten sogar eine Erweiterung der Leistung und verringerten den Gesamtaufwand für die Wartung der U-Boot-Flotte.

Im Frühjahr 2002 besichtigten zwei Herren aus Deutschland dieses Boot. Es sollte nach Deutschland verbracht und zum Museums-U-Boot umgebaut werden. Leider war das Boot in einem sehr schlechten Zustand, Teile der Ausrüstung waren schon entfernt worden. So ließ man von diesem Vorhaben ab.

Das Boot wurde nach der Ausserdienststellung in die Abwrackwerft in Inkerman bei Sevastopol geschleppt. Mitte des des Jahres 2000 wurde das Boot komplett abgewrackt.

Ein paar Besonderheiten, die man an anderen UBooten nicht findet, möchte ich noch hervorheben. Das Boot war gespickt mit Sensoren die mit den Meßgeräten verbunden waren. Hauptsächlich waren es Strömungssensoren die auf Turm, Ruder, und Rumpf angebracht waren. Wir werden wohl nicht alle Sensoren anbauen können, sie sind einfach zu klein. Des 18weiteren hatte das Boot am Rumpf auch eine Art „Einschnürung“. Vermutlich war diese Einschnürung wegen den Ringinjektoren für die Polymer-Lösung gebaut worden. Der Grund ist aber leider unbekannt.

 

 

 

Schema Projekt 1710

1: Sonaranlage
2: Bugbereich
3: 1. Abteilung Forschung
4: Batterieraum
5: Bug Trimmtank
6: Hauptballasttank
7: Einstiegsluke Bugsektion
8: 2. Abteilung Aufenthaltsräume
9: Notboje
10: Aufenthaltsräume
11: Batterieraum
12: Pressluftbehälter
13: Brücke
14: Einstiegsluke Brücke
15: Sehrohr
16: Radar
17: Funkantenne
18: 3. Abteilung Zentrale
19: Steuer- und Forschungsanlagen
20: Polymer Vorratstank
21: Misch- und Pumpenanlage für die Polymerlösung
22: 4. Abteilung
23: E-Maschine (Hauptantrieb)
24: Elektrische Anlage
25: Getriebe
26: 5. Abteilung
27: Heck Trimmtank
28: Antriebswellen
29: Ruderwellen
30: Stabilisatoren (Skeg)
 

Informationen


Klasse: Makrele
Baunummer: SS-533
Fabriknummer: 01620
Bauwerft: United Admiralty Shipyard 196
Marinebasis: Marinebasis Sevastopol (Schwarzmeerflotte)
Kiellegung: 22.10.1985
Stapellauf 05.10.1986
Indienststellung: 19.12.1987
Ausserdienststellung: 2001
Abgewrackt: Juni – Juli 2002
   

Technische Daten


Rumpftyp: 2-Hüllen-Rumpf
Länge: 65m
Breite: 8,70m
Tiefgang: 5,60m – 6m
Verdrängung über Wasser: 1.400t – 1.485t
Verdrängung unter Wasser: 2.480t
Antrieb Diesel: 500kw
Antrieb Elektrisch Hauptmaschine: 4.040kw
Antrieb Elektrisch Nebenmaschine: 37kw
Geschwindigkeit über Wasser: 10
Geschwindigkeit unter Wasser: 24kn – 26,6kn
Reichweite über Wasser: 1.100sm bei 10kn
Reichweite unter Wasser: 15sm bei 24,5kn, 185sm bei 4kn
Unabhängigkeit: 3 Tage
Tauchtiefe: 240m
Besatzung: 30

Ausstattung


Bewaffnung: keine (nur Meßgeräte)
Sonaranlage: MGK-400M Rubicon-M 
Sehrohr: PZNA-8M 
Radar: MRK-50 Kaskade 
Kommunikation: PG-Funkantenne
Schnorchel: keinen