Der Meeresgott geht an Land

Das außerdienst gestelle UBoot der schwedischen Marine „HMS Neptun“ sollte neben dem Marinemuseum in einem neuen Gebäude ausgestellt werden.

Das erste schwedische U-Boot Hajen von 1904 sollte dort ebenfalls einen trockenen Platz bekommen. Viel Überzeugungsarbeit musste geleistet werden um solch ein Projekt zu realisieren und die erforderlichen Mittel zu beschaffen. Der Erweiterungsbau wird etwa weitere 11Mio € kosten.

Am 03.09 2012 war es dann soweit. Trotz ungünstiger Windverhältnisse wurde der Transport von der Marinebasis zum Museum am Mittag gestartet. Vorher war Neptun in der Marinebasis von Karlskrona in einem Trockendock überholt worden. Dabei waren ca. 200 t Batterien und andere Teile, die nicht für die museale Darstellung benötigt wurden, ausgebaut. Versehen mit frischer Farbe stand das Boot auf einem Transportwagen mit 22 Achsen auf einem Ponton (Pram) zur Abholung bereit. Nach fünf Stunden Bugsierarbeit von zwei Schleppern wurde der Transportprahm neben dem öffentlichen Schwimmbad an der Insel Stumholmen befestigt.

Am 04.09.2012 mussten zunächst die Voraussetzungen für die Überfahrt des Transportwagens vom Prahm an Land geschaffen werden. Zwei Brücken mit Rampen wurden sorgfältig platziert. Drei Kräne und 15 Mitarbeiter waren im Einsatz. Um 15:03 Uhr bewegte sich der Transportwagen zum ersten Mal und rollte langsam in Richtung Land. Als die ersten Achsen die Brücke erreichten, war erst einmal Stopp. Etwa eine Stunde dauerte der Stillstand des Wagens. Die vielen Zuschauer warteten geduldig. Die enge Verbundenheit der Bewohner mit der Marine war zu spüren. Jetzt erkannten wir, dass der größte Kran ausschließlich für die Sicherung und Unterstützung der Verbindungsbrücken benötigt wurde. Zusätzliche Querträger wurden angehängt. Zusätzliche Gegengewichte wurden an passender Stelle aufgestapelt und über einen Ausleger mit dem Kran verbunden.

Da sich auch die Gewichtsverteilung auf dem Pram geändert hatte, wurde Ballastwasser umverteilt. Bevor der Transportwagen weiterrollte, musste erst die schwedische Flagge eingeholt werden. Der Abstand zum oberen Querträger der Rampenunterstützung war zu gering. Langsam rollte der Wagen weiter. Um den Höhenunterschied zwischen Prahm, Brücke und dem Land auszugleichen, wurden die Achsen hydraulisch angepasst.

Um 17:00 Uhr ein erneuter Stopp. Das vordere Drittel des Transportwagens war auf der Brücke. Die schwedische Flagge wurde wieder gehisst und es ging weiter. Immer wieder musste Wasser aus dem Prahm abgepumpt werden um den Höhenunterschied anzupassen. Nach einer Stunde Fahrt waren nur noch die letzten drei Achsen auf dem Prahm. Wieder eine halbe Stunde Pause in der die Experten beratschlagten und wenig passierte. Um 18:30 Uhr war es soweit. Die letzten Achsen rollten von der Brücke. Dann ging es sehr schnell. Noch eine kleine Wendung und der Transportwagen mit Neptun fuhr an den zukünftigen Standort. Die letzten Zuschauer gingen, wie wir auch, nach Hause. Auf der Baustelle kehrte schnell Ruhe ein. Ein interessanter Tag für alle, die sich für U-Boote begeistern.

Am 05.09.2012 passierte wenig Spektakuläres neben dem Marinemuseum. Der große Kran hängte die Unterstützung der Brücke wieder ab und stapelte die Gegengewichte wieder um. Rund um den Standplatz von Neptun wurden Querträger und Hebeeinrichtungen an den vier großen Stützen neben dem Boot befestigt. Nach dem aufregenden Tag gestern, waren heute trotz Berichten in den Zeitungen nur wenige Zuschauer anwesend. Selber bummelten wir zwischendurch ein wenig durch die Stadt und genossen das leckere Mittagsbuffet in der Cafeteria des Marinemuseums.

Der 06.09.2012 war technisch sicher noch einmal anspruchsvoll für die Mitarbeiter. Die Hebeeinrichtungen wurden in Gang gesetzt und nach kurzer Zeit kam Neptun frei von den Stützen. Diese wurden teilweise demontiert und der große Transportwagen setzte sich langsam in Bewegung. Eng wurde es noch einmal im Bereich der Halteseile, die um den Rumpf des Bootes befestigt waren. Aber gegen 11:00 Uhr stand der Transportwagen frei vor dem Boot. Zentimeter für Zentimeter wurden die Hebeeinrichtungen abgesenkt. Die vorbereiteten Lagerplatten wurden zwischen dem Kiel und dem Betonfundament gelegt. Nach dem weiteren Absenken der Hebeeinrichtungen war der Meeresgott in seinem neuen Bett angekommen.

In den nächsten Tagen müssen die technischen Einrichtungen rund um den Standplatz entfernt werden, damit in der 37 oder 38 KW Hajen von der anderen Seite der Badebucht geholt werden kann. Das Boot soll neben Neptun aufgestellt werden. Auch der Rückbau des aufgeschütteten Baugrundes wird eine Weile dauern. Danach wird das neue Gebäude um die Boote herumgebaut. Den Fortschritt der Baumaßnahmen kann man über eine Webcam beobachten.

Der neue Museumsteil soll 2014 fertig sein und wird sicher ein Knaller. Selbst Rollstuhlfahrer sollen das Innere von HMS Neptun erkunden können. Wir werden sehen…

Besucht die Website vom Marinmuseum.se oder noch besser das Museum selbst. Speziellen Dank an Björn Hamilton (ehem. Kapitän-Neptun) und Richard Bauer (Museumsdirektor) für die Hilfe.

Hier noch die Webcam-Montage von den Ereignissen.

 

Wie wir schon berichteten wurde das Uboot im September 2012 in einer spektakulären Aktion an Land gebracht. Wenige Tage später begannen die Bauarbeiten für die neue Halle. Das etwas futurisch wirkende Gebäude ist an die Formen der Boote angepasst und mit Edelstahlplatten verkleidet. Die Periskope schauen aus dem Dach heraus. 2013 waren die Arbeiten am Gebäude abgeschlossen und die Vorbereitungen für die Ausstellung im Inneren begannen. Im Juli hatten wir dann die Gelegenheit die neue Ausstellung und die Uboote in ihrem neuen Zuhause zu besichtigen. In dem 60m langen Gebäude ist neben den beiden Ubooten Hajen und Neptun eine Ausstellung über die Entwicklung der schwedischen Ubootflotte.Für Neptun ist der Fußboden im Kielbereich tiefer gelegt. Der Rumpf mit seinen 5,60 m Durchmesser kommt so gut zur Geltung. In diesem Bereich sind viele Exponate zur U-Boot Geschichte aufgebaut. An zahlreichen Bildschirmen können sehr viele Informationen rund um U-Boote gut aufbereitet (auch für Kinder) leicht abgerufen werden.

Hier hat auch das Neptun Modell unseres verstorbenen Modellbaukollegen Horst Riensch einen guten Platz gefunden.

Von dieser Ebene aus kann  der untere Bug-Torpedoraum mit vier Rohren begangen werden. Alle Ausrüstungsteile sind vorhanden und können betrachtet und angefasst werden.
Von einer umlaufenden Galerie sind die oberen Bereiche gut anzusehen. Entlang dieser Galerie ist die geschichtliche Entwicklung der schwedischen Uboote untergebracht. Von jedem Bootstyp gibt es ein Modell im Maßstab 1:50. Dazu Technische Daten über die Boote und ergänzend Informationen über Ereignisse in Schweden und der Welt in dem betreffenden Jahr. Dieser Teil ist wirklich sehr gelungen. Ein großer Bereich ist der Erinnerung an das Uboot Ulven gewidmet. Ulven war im Jahr 1943 auf eine abgetriebene deutsche Mine gelaufen und untergegangen. Es ist er einzige Verlust in der 110 jährigen Geschichte der schwedischen Uboote. Dieser Bereich ist sehr groß und wenig informativ für die meisten Touristen, diesen Teil sollte man unserer Meinung nach nochmal überarbeiten. Dort könnten gut mehr Informationen über Neptun selbst und seine Verwendung in der Marine dargestellt werden. eine Dokumentation über den spektakulären Neptun-Transport zur Baustelle fehlt leider gänzlich.

Von dieser Ebene ist mit einer Führung (max. 15 Personen) der obere Innenbereich von Neptun zugänglich. Auch hier ist alles Original mit vielen Infotafeln zusätzlich zu den Erklärungen des Personals. Vom Bug-Torpedoraum mit weiteren vier Rohren bis zum Motorraum kann alles in Ruhe besichtigt werden. Inklusive Sitzprobe auf dem Steuerstand und Blick durchs Sehrohr. Lohnenswert! Natürlich ist das übrige Marinemuseum mit seinen vielen Exponaten aus 500 Jahren schwedischer Marinegeschichte und den anderen Museumsschiffen sehr sehenswert. Für einen Besuch sollte man einen ganzen Tag einplanen. Das Museum bietet auch einen gut sortierten Souvenirshop und ein Restaurant mit Außenterrasse.