Typ 209 „Simpson“

Ein Pressluftboot?
Zu groß, zu schwer, zu teuer, zu kompliziert. Argumente die gegen ein U-Boot Modell mit Presslufttauchtechnik sprechen.

 Oft gingen mir solche Argumente durch den Kopf, wenn ich ein Modell auf einem größeren Gewässer gesehen habe. Gerade bei einem Maßstab von etwa 1:30 ist aber das Wellenbild über Wasser oder mit Ausfahrgeräten auf Seerohrtiefe besonders beeindruckend. So etwas lässt sich nur mit einem großen Tauchvolumen verwirklichen. Groß und schwer stimmt also. Teuer ist relativ und bei einer Bauzeit von mehreren Jahren verteilt sich das. Die komplexen Funktionen dieses Tauchsystems reizten mich schon sehr. Und wenn es kniffelig wird, kann man schließlich jemanden fragen, der sich damit auskennt. Als dann ein Modellbaukollege die Rumpfteile und Einiges für das Innenleben eines 209er verkaufte, fiel schnell die Entscheidung für dieses Modell. Ein Pressluftboot baut man nicht, weil es einfach ist. Das baut man weil es schwierig ist.

Aber wo fängt man bei so einem dicken Brocken an? Ein guter Modellbauplan mit den notwendigen Volumenberechnungen war vorhanden. Zunächst fehlte die Zeit zum Bauen. So wurden die Teile auf Halde gelegt und erst einmal am PC geplant. Weitere Teile bei passenden Gelegenheiten gekauft. Die 3D Zeichnungen bestätigten die Volumen (Volumen der Überwasserteile = Tauchtankvolumen) und die Position des Haupttanks aus dem Plan. Und mit diesem Tank (Wasserkasten) wurde dann auch Ende 2013 angefangen. Von innen nach außen schien mir der richtige Weg. Die PVC Teile für den Wasserkasten waren gesägt. Ein paar Maße mussten noch angepasst und viele Löcher gebohrt werden. Dazu war ein Kreuztisch für meine Tischbohrmaschine sehr hilfreich. Aber auch sehr mühsam. Also wurde ein langgehegter Wunsch umgesetzt und eine einfache CNC Fräse angeschafft. Nach einiger Einarbeitung ging es dann auch prima weiter. Solch eine Maschine ist sicher nicht notwendig für ein Pressluftmodell. Da ich aber meine Modelle auch in 3D zeichne ein folgerichtiger Schritt.

Der Wasserkasten erfüllt beim Pressluft Tauchsystem gleich mehrere Funktionen. In dem Raum zwischen den inneren Platten, den zwei Rundspanten und dem Mittelrohr (200 mm rotes Abflussrohr) befindet sich der Haupttauchtank. Beim 209er in 1:30 ca. 5,4 Liter. Drei elektrisch betätigte Ventile entlüften den Tank. Durch Bohrungen unten im Mittelrohr strömt das Wasser nach. Als zweite Funktion wird durch den Wasserkasten die Luft durch den Schnorchel in das Bootsinnere zu den Kompressoren geleitet. Falls beim Schnorcheln Wasser mit angesaugt wird, sammelt es sich im Inneren des Kastens. Ein halber Liter hat dort Platz, ohne das Modell tauchunklar zu machen. Zu guter Letzt werden über den Wasserkasten die drei Sektionen des Bootes miteinander verschraubt.
Für die Haupt-Stromleitungen habe ich Schlitze in die eine Seitenwand gefräst. Sonst gibt es nur geringe Abweichungen zum ursprünglichen Konzept. Zunächst mussten viele Kleinteile für die Verbindungen zwischen Wasserkasten und den Technikgerüsten für Bug und Heck gemacht werden. Und die Teile für die Technikgerüste selbst. Die Positionen aller Luft und Strom Verbindungen wurden fest gelegt und konnte nach dem zusammen schrauben genau überprüft werden. Die Befestigungslöcher im vorderen Verschlussring waren bereits gebohrt. So konnten Ring, Buggerüst und Wasserkasten verschraubt und die Schraubenlöcher für die Verbindung zwischen Mittelrohr und Wasserkasten gebohrt werden.

 

Die Aufteilung wird im Wesentlichen von den größten Teilen Akku, vorderen Trimmtank und den Kompressoren bestimmt. Die restlichen Bauteile für die Druckluftversorgung sind „drum herum“ gebaut. Da ein spezieller Mehrkanalschalter (MKS) verwendet wird, wurde an Stelle der beiden Druckluftschalter ist ein Drucksensor eingebaut. Links neben dem Akku sind auf einer Platte die elektrischen Komponenten angebaut. Eine Verteilerplatine mit dem Kompressor-Relais und Sicherungen. Über zwei Taster können die Kompressoren auch testweise ohne das Mittel- und Heckteil probiert werden. Auf der Platte sind noch die Steuerung für den Trimmtank, eine Relaisplatine für die Bugstrahlpumpen und eine Splitter-Platine für die vorderen Tiefenruder untergebracht. Mit dieser Platine wird das vom Empfänger kommende Signal auf zwei Servos aufgeteilt.
Nun konnten die Arbeiten an der Bugnase gemacht werden. Die vorderen Tiefenruder sind Muschelförmig und werden von je einem Servo bewegt. Beim Original werden die Ruder aufwendig über mehrere Hebel von nur einer Rudermaschine betätigt. Die rechte Muschel bewirkt ein Abtauchen des Bootes. Die linke Muschel wird zum Auftauchen betätigt. Die Ruder sind in einem Kasten eingebaut. Die Teile des Kastens wurden aus 3 mm GfK Platten ausgeschnitten, mit Endfest 300 verklebt und nach und nach in das Bugteil eingebaut.

 

 

 

 Ein wenig Farbe in den Kleber erleichtert die Kontrolle der Klebestellen. Zunächst wurden die oberen Lagerbuchsen (mit Nut für einen O-Ring 5 x 2,5) für die Ruderwellen in die beiden Seitenteile des Kastendeckels geklebt. Dann die Seitenteile an die Spantenplatten. Und alles zusammen schön gerade in das Bugteil. Anschließend wurden die Löcher für die unteren Lagerbuchsen in das Bugteil geschnitten und die Buchsen eingeklebt. Durch den noch offenen Kasten konnten die Ruder eingebaut und die bogenförmigen Schlitze vorsichtig in die Bugnase eingearbeitet werden. Alle Klebestellen sind durch reichlich eingedicktes Epoxy, vermischt mit Baumwollflocken und kurzen Glasfaserschnipseln, verstärkt worden. Auch die noch fehlende Mittelplatte konnte jetzt eingeklebt werden. Zuvor war in ihr noch ein Anschlusswinkel für den Trimmtank angebracht worden. An diese Platte wird eine weitere Platte mit zwei Servos angeschraubt. Die Gestänge zu den Ruderhebeln konnten jetzt angepasst werden.

Damit das Modell besser manövriert werden kann, sind (anders als beim Original) zwei Bugstrahlpumpen eingebaut. Um den Ein- und Ausbau dieser Campingpumpen zu erleichtern wurde der Ruderkasten nach vorne durch eine etwas schräg eingeklebte Platte verlängert. In diese Platte sind zwei 15 mm Kupferrohrbögen eingeklebt. In diese Bögen wurden die Ansaugrohre der Pumpen mit je zwei Zentrierringen und einem O-Ring 10 x 2,5 gesteckt. An der Druckseite jeder Pumpe ist eine Befestigungsplatte angeklebt. Als Gegenstück für diese Befestigungsplatte ist eine weitere Platte an die Innenwand des Bugteils geklebt. So ausgerichtet dass die Pumpe gut im Kupferbogen zentriert ist. Ca. 8 cm vor dem Druckrohr ist ein 8 mm Druckluft Steckverbinder als Auslass für den Bugstrahl eingeklebt. Die Verbindung zur Pumpe erfolgt über einen Messingwinkel und ein Stück PVC Schlauch.

Nun musste der Drucklufttank noch untergebracht werden. Der Platz in der Bugnase ist mit 90 mm Rohrdurchmesser und 260 mm Länge über den Endböden maximal ausgenutzt. 1mm Messing. Hart gelötet mit Silberlot bei 650°C. Inhalt 1.500 ml. Damit hoffe ich den Druck (und die Stromaufnahme der Kompressoren) möglichst klein zu halten (max. 7 bar). Um den Tank vorne zu halten ist eine aus GfK Teilen bestehende Kralle einlaminiert worden.


Anschließend konnte der Aluring mit der Bugnase verklebt werden. Dazu wurde der Wasserkasten in das Mittelrohr geschraubt und das Buggerüst (mit dem Aluring) mit dem Wasserkasten verschraubt. Alle Teile an die kein Kleber fließen sollte wurden reichlich mit hitzebeständigem Fett geschmiert. Alle Klebeflächen waren aufgeraut und entfettet. Verwendet wurde auch hier Endfest 300. Teilweise mit wenig Baumwollflocken angedickt, damit der Kleber nicht zu dünn wird. Die Bugnase wurde aufgesetzt, ausgerichtet und mit Klebestreifen fixiert. Der Klebebereich wurde schön mit einer Heißluftpistole aufgeheizt. Am nächsten Tag konnte das Bugteil abgeschraubt werden.
Jetzt fehlte nur die hintere Halterung für den Drucklufttank. Auch eine Kralle aus GfK Teilen auf einer Platte. An dieser Platte ist auch ein Verbindungsstück für den Anschluss des Trimmtanks festgeschraubt. Der kommt erst später.
Die Verlegung einiger elektrischen und pneumatischen Leitungen machten die Bugsektion erst einmal komplett. Das erste Jahr Bauzeit war vergangen. Der Rumpf mit 200 mm Durchmesser erschien mir zunächst riesig. Bei Buggerüst und Bugnase ist aber nicht viel ungenutzter Platz übrig geblieben. Ein paar Kilo Bleigewicht müssen ja auch noch irgendwo untergebracht werden.

Das Heck war die nächste Baustelle. Ein Ständer aus Sperrholz, mit Heißkleber angeklebt, erleichterte das Anzeichnen, Ausrichten und Befestigen der Ruderteile.

 Zunächst wurden die. Ruderbuchsen eingeklebt (mit einer langen Welle ausgerichtet). Danach an den Ruderblättern (in die bereits die Wellenstummel eingeklebt sind) die Tothölzer ausgerichtet, verklebt und innen alles großzügig eingeharzt. Auch der Kiel im Heckbereich, aus GfK Platten und mit etwas Blei und Harz ausgefüllt, konnte so gut angepasst und angeklebt werden.

 

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 Der nächste Arbeitsschritt: die Motoreinheit. Inzwischen werden für solche Modelle häufig bürstenlose Drehstrom-Motore verwendet. Geringeres Gewicht, weniger Platzbedarf und mehr Drehmoment. Diese Vorteile waren nicht relevant und fast alle notwendigen Teile schon vorhanden. Die 3000 1/min des Dunker-Motors werden durch das Zahnriemen-Getriebe auf 2000 1/min an der Propellerwelle vermindert. Alle Teile wurden zusammengebaut und mit dem Heck-Aluring verschraubt. Alles wurde mit dem Heckgerüst verbunden und in das Mittelrohr eingesetzt. Nun konnten der Aluring und das Heckteil miteinander verklebt werden (ausgerichtet an der Propellerwelle). Schließlich wurde die Lagerbuchse (2 Kugellager 626) im Heck eingeklebt.

 

Für die Befestigung der vier Servos wurde ein H-förmiger Spant aus PVC und einige ringförmige Spantenteile aus Epoxi-Platten gefräst. Die Teile wurden zu einem Ring verklebt und vier M4 Stehbolzen zum Anschrauben des PVC Spantes eingeklebt. Damit der Ringsspant auch parallel zum Aluring eingeklebt werden konnte, wurden noch ein paar Zentrierplatten aus Sperrholz gefräst und am PVC Spant angeschraubt. Die Einheit wurde im richtigen Abstand auf die Antriebswelle geschoben, etwas Kleber an vier Stellen des Ringsspantes geschmiert, die Motoreinheit in das Heck geschoben und am Aluring angeschraubt. Nach dem Aushärten des Klebers wurde die Motoreinheit demontiert und der Ringsspant ordentlich eingeharzt. Die Servos wurden mit den Servohaltern am PVC Spant angeschraubt und die Servoeinheit in das Heck eingeschraubt. Ruderhebel wurden aus Messing gemacht. Für das Gestänge sind M3 Gewindestangen und Gabelköpfe verwendet worden

 

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Am Heck wurde innen im unteren linken Teil ein Schlauanschluss für den Trimmtank und an der Oberseite ein 2 mm Messingrohr für den Tiefenregler eingeklebt. Das Rohr ist außen von einer kleinen Kappe abgedeckt. Noch etwas Farbe und die Arbeiten am Heck waren damit abgeschlossen.

 

Das Heckgerüst wird mit langen Schrauben und Distanzhülsen am Heckring gehalten. Die Hecksektion konnte jetzt in das Mittelrohr geschoben und mit dem Wasserkasten verschraubt werden. Alles passte und dem entgültigen Einkleben des Wasserkastens stand nichts mehr im Wege. Zunächst wurden alle Klebeflächen gereinigt, dann mit Tangit PVC-Kleber verklebt und verschraubt. Zum Dichten und Kleben der Berührungsflächen des Wasserkastens mit dem Mittelrohr wurde Sikaflex 252 verwendet. Alle Klebeflächen wurden mit schwarzem Primer bestrichen. Auch einige Ecken im Wasserkasten erhielten eine zusätzliche Sikanaht. Anschließend wurde der Kasten in das Rohr geschoben und mit etwa 10 Schrauben befestigt. Dann wurde Sika in das erste Schraubenloch an einem Spant vom Wasserkasten gepresst bis die Masse an den daneben liegenden Löchern herausquoll. Das geht schwer. Dann die Schraube in das erste Schraubenloch gedreht und Sika in das nächste Loch gedrückt. Schraube rein und weiter. Danach die Löcher im anderen Spant und abschließend die Löcher in der oberen Platte des Wasserkastens. Nach dem Aushärten wurden die herausgequollenen Reste der Masse entfernt und alle Schraubenköpfe mit Endfest und Baumwollflocken verklebt. Auch die Abschlussplatte (mit den Stehbolzen und Dichtungsnut) konnte mit reichlich Tangit aufgeklebt werden. Unten wurden im Bereich des Wasserkastens rechts und links vom Kiel 14 Löcher 8 mm gebohrt durch die beim Tauchen das Wasser in den Kasten läuft.

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Im Wasserkasten konnten jetzt die Haupt-Stromverbindungen in den vorgesehenen Nuten verlegt und mit den Steckern verbunden werden. Auch der Kabelbaum für die Leitungen zwischen den Centronics-Steckverbindungen am Bug, Heck und den Ausfahrgeräten (AfGs) wurde jetzt fertig gelötet. Der Kabelbaum ist so gemacht das er flach an der Innenseite des Kastens anliegt und aber auch komplett heraus genommen werden kann.

 Die nächste Stufe war die Anpassung des Decks an das Mittelteil. Ein Haufen Kleinteile wurde zu vier Haltern verklebt. Davon zwei auf das Mittelrohr und die Gegenstücke ins Deck geklebt und mit Harz verstärkt. Um die genaue Position zu fest zu legen, waren alle Decksöffnungen mit einem 1 mm Fräser gemacht worden. Das Deck passte gerade so unter die Fräse. Die vordere Deckskante wurde bündig mit dem Mittelrohr verschliffen und einem GfK Spant abgeschlossen. Danach konnte auch die endgültige Länge der Ausfahrgeräte ermittelt werden

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Am Heckgerüst musste noch eine Menge Elektronik untergebracht werden. Dafür wurden fünf Platten an den Akkuhaltern angeschraubt. Auf der linken Seite ist auf der vorderen Platte eine ähnliche Verteilplatine wie im Buggerüst mit Sicherungen und die Platine mit Ein/Aus Schalter untergebracht. Auf der hinteren Platte haben die Steuerplatine für den Trimmtank und der Regler für den Antriebsmotor ihren Platz gefunden. Rechts ist auf der vorderen Platte nur der Empfänger angeklebt. Die Antenne ist über eine Steckverbindung zum Wasserkasten und von dort nach außen geführt. Sie liegt unter dem Oberdeck. Auf der hinteren Platte sind digitale Anzeigen für die Akkuspannung und ein Betriebsstundenzähler montiert (braucht man nicht unbedingt). Weiter ist dort eine kleine Platine welche die Steuersignale für je ein Seiten- und Tiefenruder umkehrt. Auf der fünften Platte sind der MKS (link) und der Lade- und Tiefenregler angeschraubt. Alle erforderlichen Verbindungsleitungen wurden sorgfältig verlötet, geprüft und soweit möglich gebündelt verlegt. Jetzt konnte 12 V Versorgungsspannung angelegt und alle Funktionen im Heck getestet werden. Mit Hilfe des Kabelbaums kann auch die Bugsektion angeschlossen und ebenfalls geprüft werden. Alles läuft.

  Das zweite Jahr Bauzeit ist schnell vergangen. Die Planung für die Ausfahrgeräte fast abgeschlossen. Die ersten Teile sind bereits fertig.

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